Wird die Bevölkerung je einer BVG-Revision zustimmen?
Ich denke ja. Aber solange eine BVG-Revision den Umwandlungssatz beinhaltet, wird auch die nächste Vorlage beim Volk kaum eine Chance haben.
Sie würden den Umwandlungssatz weglassen?
Genau. Damit wir endlich die berufliche Vorsorge modernisieren können – und das sollten wir rasch machen – müssen wir auf die Reduktion des Umwandlungssatzes verzichten. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass wir weitere zehn Jahre Stillstand haben.
Aber das würde bedeuten, dass die Umverteilungen in der beruflichen Vorsorge weiterhin hoch bleiben.
Ja, die systemfremden Umverteilungen würden bestehen bleiben, und die jüngeren Versicherten sowie solche mit höheren Einkommen würden weiterhin zur Kasse gebeten. Die Schweizer Bevölkerung scheint jedoch eine gewisse Umverteilung in der zweiten Säule zu bejahen. Dies zeigt die Studie «VorsorgeDIALOG 2024» der Hochschule Luzern, die das Vorsorgewissen der Erwerbstätigen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren untersucht hat.
Welche Themen müssen Ihrer Meinung nach schnell angepackt werden?
Die Eintrittsschwelle sollte abgeschafft und der Koordinationsabzug reduziert werden. So könnten Geringverdiener und Teilzeitbeschäftigte eine bessere berufliche Altersvorsorge aufbauen.
Aber können das die vielen KMU's überhaupt finanzieren?
Berechtigter Punkt. Deshalb sollte die Reduktion des Koordinationsabzuges schrittweise erfolgen, damit auch Kleinstbetriebe die Mehrbelastung besser ausbalancieren können.
Gibt es weitere wichtige Revisionspunkte in der 2. Säule?
Es besteht Bedarf bei hybriden Berufsmodellen, die immer häufiger vorkommen. Viele Beschäftigte sind gleichzeitig angestellt und selbstständig, was zu einer Lücke in der Altersvorsorge führt, da beide Einkommen nicht in der gleichen Pensionskasse versichert werden können. Auch bei Selbstständigen besteht Handlungsbedarf, da sie sich nur bei ihrem Personal oder bei der Pensionskasse ihres Berufsverbandes anschliessen können.